„Air Server“, „Beamer-Tafel“ und „BYOD“, die Fachbegriffe schwirren nur so durch den Raum. „WLAN ist natürlich Voraussetzung und mit dem ,Switch‘ kann man ganz leicht umschalten auf die ,Elmo‘.“Was klingt wie Sätze aus einem Vortrag vom Kongress für IT-Spezialisten, ist die Vorstellung der Klassenzimmerausstattung am Neustadter Arnold-Gymnasium durch Lehrerin Annekatrin Kampe im Rahmen der oberfränkischen IT-Tage für Gymnasien. Doch für die anwesenden 18 Pädagogen, die der Einladung nach Neustadt gefolgt sind, scheinen die Begriffe kein Neuland oder „unverstandener Bahnhof“ zu sein. Vielmehr erfolgt sofort das gespannte Einloggen ins System. Funktioniert es oder nicht? Denn die WLAN-Verbindung klappt noch nicht immer und in allen Räumen, „doch daran wird gearbeitet“, erläutert Kampe. Das Testen allerdings zeigt sich erfolgreich.
„BYOD“ steht für „Bring your own Device“ und ermöglicht Externen, private, mobile Geräte im Unternehmens- oder – wie im Gymnasium der Puppenstadt – im Schulnetz zu nutzen. Schüler bringen ihre Smartphones, Tablets oder Laptops mit und arbeiten damit im Unterricht. Bis zu vier Geräte könnenüber den „Air Server“ kabellos auf der Beamer-Tafel
gleichzeitig sichtbar gemacht und deren Inhalte geschickt werden. Die „Elmo“ (Dokumentenkamera) ist da noch ein wenig unkomplizierter: Sie wird angeschaltet und projiziert alles, was man ihr unterlegt, einfach auf das White Board, das als „neue Tafel“ Einzug gehalten hat.
Den Gedanken des kollektiven Arbeitens griff Lehrer und IT-Spezialist Jochen Kästner auf. Ein Baustein hierzu ist der iPad-Raum, in dem unter anderem von den klassischen Stuhlreihen und Tischen abgesehen wird und Schüler auf höhenverstellbaren StühlenumRundtische herum Platz nehmen. Martin Frenkler stellte die AG-Cloud vor, in der über Office-Anwendungen bis zu 30 Heranwachsende gleichzeitig in einer Datei arbeiten können. Sichtbar für alle. Auch Lehrer haben hierbei virtuellen Zugriff auf andere Klassen.
Digital geht es auch beim Stundenplan, den Sprechstunden, Klassenarbeiten und sogar beim lästigen Geldeintreiben für Unterrichtsmaterial zu. Am Arnold-Gymnasium läuft hier alles über den „Schulmanager“, der speziell für die eigene Schule weiterentwickelt wurde, wie Heiko Klug erläutert. Schüler und Lehrer können beispielsweise ihren Vertretungsplan daraus entnehmen, Eltern ihre Sprösslinge online entschuldigen oder mit der Lehrkraft einen Termin ausmachen. Lediglich für Noten gibt es einen separaten Manager.
Analog und digital – diese Verbindung gibt es bereits im Eingangsbereich der Schule zu sehen: Einen riesigen, bunten Zahlenstrahl, der mit Fotos und Fakten die Geschichte der Schule dokumentiert sowie die Werte-Vorstellungen des Arnold-Gymnasiums aufgreift. Und das Besondere erläutert Schulleiterin Ursula KickBernklau: „Auf allen Fotos befinden sich QR-Codes, die, nach dem Scannen, weitere Informationen liefern, die man beliebig erweitern kann.“
Über ein komplett eingerichtetes Fernsehstudio verfügt das Gymnasium ebenfalls: Am 26. Dezember 1996 ging nectv zum ersten Mal auf Sendung. „Über Kabel kommt nectv ins Wohnzimmer“, erläutert Christine Rebhan. „Wir sind nicht kommerziell und auch nicht politisch, dafür aber experimentierfreudig und möglichst professionell.“ Finanziert wird nectv über Sponsoren und Förderer, vor allem durch die Stadtwerke Neustadt, dem Internetdienst Telenec, der BLM-Programm-förderung (Bayerische Landeszentrale für Neue Medien) und der Sparkasse Coburg-Lichtenfels. Im Studio stellt Rebhan, umgeben von beeindruckender Technik, die zwei Standbeine des Senders vor: „nectv aktuell“ und die „Kidsnews“, die einmal pro Monat gesendet werden. „Mit einer Mischung aus Schulthemen, doch wir schauen auch über den Tellerrand hinaus und betreuen dabei medienpädagogisch“, so Rebhan.
Medienpädagogische Betreuung hat sich auch das Team rund um sie und Jochen Dotterweich sowie die im November online gegangene Medien-Plattform cotube auf die Fahnen geschrieben. Seit drei Monaten besitzen Schüler und Vereine aus dem Bereich der Jugendarbeit die Möglichkeit, einen eigenen Kanal zu beantragen und somit Beiträge online zu stellen (die NP berichtete mehrmals). „Es ist ein Angebot für junge Leute, die nicht auf Facebook oder Youtube zurückgreifen wollen“, so Initiator Jochen Dotterweich, „und bewusst regional.“ Anonym bleiben ist auch nicht möglich: „Die Autoren müssen sich kurz vorstellen.“ Als Beitrag ist so ziemlich alles denkbar, vom Video über Zeichnungen bis hin zu Kurzgeschichten und Gedichten.
Dass dazu keine großartige Technik vonnöten ist, demonstriert Schüler und Junior-Partner Matteo Dohnalek auf eine beeindruckende Weise. Nur mit dem Smartphone aufgenommen ist sein cooler Videoclip „Downhill“, den er in seinen eigenen Channel bei cotube eingestellt hat.
Maja Engelhardt, NP Coburg