
Mehr als Hokus Pokus

Das schelmische Grinsen weicht einem nachdenklichen Zug, dann wiegt Alexander drei Mal vorsichtig den Kopf hin und her, nimmt den Kartenstapel und zieht „die Richtige“ heraus. Die, die sein Gegenüber vorher aus einem kompletten Set genommen hat und die er nun durch „mentalen Spürsinn“ gefunden hat. Das Gegenüber ist verblüfft, bekommt den Ratschlag, „na, an deinem Pokerface müsstest du noch ein wenig arbeiten“ und ist dadurch noch erstaunter.
Der fünfzehnjährige Schüler des Coburger Gymnasiums Casimirianum hat soeben einen seiner Zaubertricks vorgeführt. Einen ganz klassischen, bei dem eben die Karten, die ein Mensch ziehen muss, erraten werden. „In der fünften Klasse habe ich mit der Zauberei angefangen“, berichtet er, immer noch mit diesem schelmischen Grinsen, das so gar nicht aus seinem Gesicht weichen will, „damals gab es an unserer Schule eine AG, zu der mich mein Vater angemeldet hat.“ Er habe das damals als „leicht“ empfunden und dann „einfach weitergemacht. Es hat fast von alleine funktioniert.“ Seitdem frönt er diesem Hobby mit Leidenschaft, „klar, mal weniger, mal mehr zeitintensiv“, doch die Freude daran ist groß.
Als nächstes Ziel hat sich der sympathische Schüler gesetzt, in den „Magischen Zirkel von Deutschland“ aufgenommen zu werden. Diese Vereinigung der Zauberkünstler sieht es als Aufgabe an, Zauberkunst zu pflegen und zu fördern, doch einfach so kommt „man da nicht rein“. „Man muss eine Aufnahmeprüfung bestehen“, so Alexander, „und sich darauf gut vorbereiten. Ich lerne momentan, um diese Prüfung ablegen zu können.“ Auf der Homepage der Vereinigung, die einen Ortszirkel in Bamberg besitzt, wird auch deutlich dargelegt, dass das Ganze nichts mit „schnell mal ein paar Tricks lernen und Andere verblüffen“ zu tun hat, sondern dass die Kunst ernst genommen und gefördert werden soll. Und: Man muss vertraglich zusichern, dass Trickgeheimnisse nicht verraten werden.
Daran hält sich Alexander natürlich jetzt schon. Online hat er während der Pandemie einiges mit Hilfe des „Magischen Zirkels“ gelernt, insgesamt hat er rund 40 gekonnte Bluffs auf Lager, zehn davon kann er spontan und sehr gut, „die anderen müsste ich schnell mal wieder auffrischen.“
Neben den Karten zaubert er noch gerne mit Münzen, Schwammbällen oder dem Zauberwürfel, „normalerweise spezialisiert man sich auf eine Sparte“, erläutert er. Für die Mentalmagie, die ihn besonders fasziniert, hat er einen speziellen Kurs im Internet absolviert. Oder doch nicht? Da grinst er schon wieder und man weiß nicht genau, was man ihm so glauben darf. Auf jeden Fall hat er es drauf, auch, wenn er weit davon entfernt ist, sein zauberhaftes Hobby zum Beruf zu machen. Da hat er andere Vorstellungen, die aus einer weiteren Freizeitbeschäftigung stammen: „Videograf oder etwas in dieser Richtung.“ Mit Drohne, Drehen, Schneiden und musikalischer Untermalung ist er dabei bereits gut unterwegs. Aber das ist eine andere Geschichte ...
Maja Engelhardt, NP Coburg